Für mich ist Meditation viel mehr als eine Übung, die Entspannung bringt. Was ja an sich schon großartig ist, wenn eine solche Übung dabei hilft, nach einem stressigen Tag abzuschalten und aus dem Gedankenkarussell auszusteigen.
Jeder hat da seine Methode, wie er sein System am besten herunterfährt. Für manche ist es zum Beispiel das Malen oder das Musizieren, andere finden ihren Ausgleich im Yoga oder im Sport. Die Hauptsache ist, dass es Freude bereitet und wir der Hektik für einen Moment entfliehen.
Für manch einen mag der Gedanke, sich zum Meditieren hinzusetzen und nichts zu tun, etwas befremdlich oder schier unmöglich erscheinen. „Keine Zeit!“, ruft der strebsame Manager, der gerade zu sehr damit beschäftigt ist, weitere Sprossen auf seiner Karriereleiter zu erklimmen. Allein der Gedanke, noch ein Zeitfenster in seinem vollen Terminkalender finden zu müssen, stresst ihn zusätzlich. Ein klares Zeichen, dass ihm eine kleine Verschnaufpause erst recht guttun würde.
Die Meditation hilft nämlich dabei, aus dem Hamsterrad auszusteigen, wann auch immer dieses anfängt, sich zu schnell zu drehen. Ich muss gerade an den französischen Ausdruck „métro, boulot, dodo“ denken – wörtlich übersetzt „U-Bahn, Arbeit, Schlaf“ –, der den stressigen und monotonen Alltagstrott bezeichnet, in dem sich viele Großstädter gefangen fühlen.
Die Meditationspraxis erinnert daran, zwischendurch innezuhalten und die Seele baumeln zu lassen. Denn auch die fleißigsten Bienen brauchen mal eine Pause. Man muss ja auch nicht gleich ins andere Extrem rutschen und die ganze Zeit wie ein Faultier auf der Couch liegen bleiben. Wie immer im Leben geht es darum, das richtige Maß und die richtige Balance zu finden.
In der Meditation könnte also der gestresste Manager seine Batterien wieder aufladen und Kraft tanken. So würde es ihm danach leichter fallen, mit frischer Energie und freiem Kopf, seine Aufgaben – die scheinbar nicht auf ihn warten konnten – anzupacken. Er könnte außerdem den Leistungsdruck für eine Weile vergessen. Nichts tun müssen und einfach sein dürfen.
„Das ist nichts für mich“, kontert der Zappel-Philipp, der Hummeln im Hintern hat und immer Action braucht. Für ihn ist die Idee, still zu sitzen, zu unattraktiv. Klar, an seiner Stelle fände ich es auch nicht sehr angenehm mit den Hummeln da zu sitzen. Aber Spaß beiseite, Action gibt es auch genug beim Nichtstun. Sie findet halt nicht draußen statt, sondern innen.
Was glaubst Du, wie laut Deine Gedanken werden können, wenn Du versuchst, still zu sein? Es ist, als ob all diese Gedanken auf einmal Deine Aufmerksamkeit bekommen wollen. So ähnlich wie in der Außenwelt, wenn alle auf einmal etwas von Dir wollen.
Aber keine Sorge, das mit den störenden Gedanken beim Meditieren ist nur am Anfang so. Mit der Zeit lernst Du, wieder Herr Deiner Lage zu werden und Deinen inneren Affen zu zeigen, wer hier das Sagen hat. Irgendwann hören sie mit ihrem Affentheater auf bzw. Du lässt Dich nicht mehr von ihnen ablenken. Und es gelingt Dir, ungestört die Stille und die Ruhe in Deinem Kopf zu genießen.
Du fühlst Dich dann, als hättest Du ein Fußballturnier gewonnen und Du würdest voller Freude den goldenen Pokal in Deiner Hand hochhalten. Und genau solche kleinen Erfolgsszenarien werden Dich in stressigen Alltagssituationen daran erinnern, Deine Ruhe zu bewahren und Dich nicht aus der Fassung bringen zu lassen.
Es gibt ja verschiedene Formen von Meditationen und manchmal kann es auch sein, dass sich etwas auf Deiner inneren Leinwand abspielt. Und Du kannst dies mit Deinen inneren Sinnen genießen: Du kannst mit Deinen inneren Augen beobachten, Du kannst mit Deinen inneren Ohren lauschen, was Dir Deine innere Stimme zuflüstert, und Du kannst auch mitfühlen. Du tauchst in eine unendliche Welt voller glänzender und glitzernden Farben. Die Bilder sind gestochen scharf und die Klänge von kristallklarer Qualität. Du bist mitten im Geschehen, und es ist spannender als in einem 3D-Kino.
Aber ob etwas geschieht oder alles still bleibt, es ist auf jeden Fall in Ordnung. Denn Meditation bringt uns bei, die Dinge neutral zu beobachten und so anzunehmen, wie sie sind, ohne sie zu bewerten. Einfach präsent und bewusst sein, im Hier und Jetzt. Frieden schließen mit der Vergangenheit, und die Zukunft noch einen Moment warten lassen – wenigstens bis die Übung vorbei ist.
Während ich diese Zeilen schreibe, fällt mir ein, dass ich ursprünglich nur ein paar Sätze über Meditation schreiben wollte. Aber so ist es manchmal mit der Inspiration, wenn man mit seiner inneren Quelle verbunden ist und alles fließen lässt. Meditation fördert ja auch die Kreativität.
Entspannung, innere Ruhe, Freude, Kraft, Kreativität. Wenn das alles nicht schon Gründe genug sind, die für die Meditation sprechen. Meditation ist wie nach Hause kommen. Ein Ort, wo man sich geborgen und geliebt fühlt und wo man vertrauen kann. Ich persönlich betrachte Meditation als eine Bereicherung und möchte es nicht mehr missen.
Meditation ist jedem zugänglich. Meditieren kann man überall und auch in vielen Situationen des Alltags anwenden. Zum Beispiel in der U-Bahn, im Wartezimmer oder vor dem Einschlafen. Das einzige Instrument, das man dafür braucht, ist sein Körper, und den nimmt man in der Regel ja überallhin mit.
Man kann also Meditation zu einer Haltung werden lassen, die man in jedem Bereich seines Lebens einnehmen kann, sowohl in der Begegnung mit sich selbst als auch mit anderen. Natürlich braucht es etwas Disziplin und eine regelmäßige Praxis. Schließlich wurde Rom auch nicht an einem Tag erbaut.