Neulich machte ich während meiner Mittagspause einen Spaziergang in der Natur. Die Sonne schien, und obwohl ich an diesem Tag noch ziemlich viel zu erledigen hatte, spürte ich die Lust, rauszugehen, um neue Energie zu tanken. Es war wie ein Ruf. Ich hatte das Gefühl, ja sogar eine Ahnung, dass ich heute eine besondere Erfahrung machen würde.
So machte ich mich auf den Weg in den umliegenden Park. Kaum am Eingang angekommen, begrüßte mich ein vorbeifahrender Fahrradfahrer mit einem Lächeln. Ich staunte kurz, da ich ihn nicht kannte, und realisierte, dass ich selbst ein kleines Lächeln auf den Lippen hatte und ihn wahrscheinlich mit meiner inneren Freude angesteckt hatte.
Ich ging dem Weg entlang bis zu dem Bach, der durch den Park fließt. Dort beobachtete ich, wie die Enten friedvoll auf dem Wasser glitten und sah, wie eine unter ihnen eilte, um in meine Nähe zu kommen. Ich entdeckte eine andere neben mir am Ufer. Sie stand majestätisch und ganz entspannt auf einem Fuß, als würde sie gerade Yoga machen und sich von nichts stören lassen.
Ich ging dann weiter bis zu einer Wiese, wo eine Mutter und ihr Kind mit einem Ball spielten. Abgesehen von uns dreien, war es an diesem Tag ziemlich leer und ruhig. Ich genoss den weiten, freien Raum und die Stille.
Um die Wiese herum standen riesige Bäume. Allein beim Anblick stieg ein Gefühl der Kraft in mir hoch. Ich fühlte mich geborgen, getragen von der Erde unter meinen Füßen. Im Gras entdeckte ich winzige Sprossen und freute mich, dass der Frühling bald wiederkommen würde. Die Vögel zwitscherten auch schon voller Vorfreude.
Die Sonne versteckte sich nun etwas schüchtern hinter ein paar Wolken, doch ich konnte sie noch spüren. Die Temperatur war angenehm und mild, obwohl es erst Ende Januar war. Ich spürte, wie die frische Luft meine Wangen sanft berührte und stellte mir vor, wie sie meinen Geist wachküsste.
Ich ging vorbei an einem kleineren Baum. Ein Geräusch lenkte meine Aufmerksamkeit. Ich blieb stehen, guckte in Richtung des unendlichen, silberblauen Himmels und sah, wie in der Baumkrone ein Specht gegen das Holz klopfte, um mich zu begrüßen.
Zurück auf dem Hauptpfad ging eine größere Gruppe von Kindern an mir vorbei. Hand in Hand, ob Mädchen oder Junge, das spielte keine Rolle. Voller Neugier erzählten sie sich Geschichten und lachten. Sie sprühten vor Energie. Völlig unbekümmert genossen sie den Augenblick.
Langsam machte ich mich auf den Rückweg. Als ich wieder in meiner Wohnung war, guckte ich durchs Fenster in den Garten und sah, wie so oft, wie ein Eichhörnchen von einem Baum herunterkletterte und flink zum nächsten Baum sprang.
Ich hatte jede Sekunde dieses einzigartigen Spaziergangs genossen. Ich war dankbar für all die kleinen Momente, die ich in dem Park erlebt hatte. Für die Schönheit der Natur und das schöne Wetter. Für die Begegnungen mit den Tieren und den fröhlichen Menschen. Ich fühlte mich vom Leben beschenkt. So viele kleine Wunder auf einmal. Sie sind immer da, man muss nur genau hinschauen. An diesem Tag waren meine Empfangsantennen offensichtlich besonders fein eingestellt.
Doch es war nicht alles. Ich hatte das Gefühl, ein anderer Mensch geworden zu sein. Es war nicht mal eine ganze Stunde vergangen, und doch hatte sich auf einmal so viel in mir verändert. Ich wollte nur kurz an die frische Luft gehen, um den Kopf frei zu kriegen, und ich kam voller frischen, ungeahnten Ideen nach Hause.
Der Spaziergang hatte mich zu etwas ganz Neuem inspiriert. Plötzlich spürte ich in mir den Drang, diese wunderschöne Erfahrung niederzuschreiben. Ich wollte auf einmal nur noch eins: meiner Kreativität freien Lauf lassen. Ich war überzeugt, es würde befreiend sein. Ich fühlte mich wie ein Maler, der kurz davor ist, ein neues Bild zu malen, voller Begeisterung, gespannt und neugierig auf das Ergebnis.
So fing ich an, diese Geschichte zu schreiben. Erstaunlicherweise wollte ich sie nicht auf Französisch, meiner Muttersprache, verfassen. Nein, es war für mich kristallklar: meine Gedanken in meinem Kopf unterhielten sich klar und deutlich in deutscher Sprache. Und es waren viele. Sie waren schnell und ungeduldig. Sie wollten gehört und zu Papier gebracht werden.
Eine Sache war jedoch noch ungewiss: was soll später mit dieser Geschichte geschehen? Soll ich sie für mich allein behalten und sie in eine Schublade verschwinden lassen? Oder könnte ich damit womöglich andere Menschen inspirieren? Würde ich mich überhaupt jemals trauen, sie jemandem vorzulesen oder sie gar mit der Welt zu teilen? „Nun, das werden wir sehen…“, flüsterte meine innere Stimme.